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71 Team Rider mit einem gemeinsamen Ziel: Speed and Emotions

Donnerstag, 9. Juli 2009

3x Merde!


Unser Westschweizer Teammitglied Patrick Toth hat in Frankfurt trotz einigen Schwierigkeiten die Hawaii-Quali geholt! Hier sein motivierender Originalbericht. Lesenswert vor allem auch für alle, die in Zürich starten!

Bei mir am Sonntag ist vieles anders gelaufen als was ich geplant habe… es hat schon im Wasser angefangen, wo ich nach 1000 Metern immer noch nicht meinen Rhythmus gefunden hatte! Irgendwann habe ich mir auch gesagt „Ok, heute ist dein Rhythmus gerade „kein Rhythmus“, und es ist mir besser gegangen, aber leicht war es nicht. Ich habe trotzdem die Zeit erreicht, die ich erreichen wollte.
Auf dem Bike ist alles nach Plan gelaufen bis Km 160; das Feld war stark bekämpft, und es kam immer wieder zu Überholmanövern; und immer wieder habe ich überholt und bin überholt worden. Normal! Nun irgendwann bin ich überholt worden von einem der dann –wenn er vor mir war- keinen Druck mehr gab, sodass ich bremsen musste um nicht in sein Hinterrad zu fahren. Gerade bei diesem Moment war neben uns ein Schiedsrichter! „Drafting“ war sein Urteil…Und er hat mir die schwarze Karte gezeigt. Ich glaube ich hätte den umbringen können, und den anderen Athleten auch; ich habe gefragt „denken Sie dass es gerechtfertigt ist?“ und der hat geantwortet „wollen Sie darüber reden?“ in einem Schiedsrichterton wo du sofort verstanden hast, mit so einem kannst nur noch mehr Zeit verlieren! Es hat mich 6 Minuten gekostet.

Mit einer Zeitstrafe von 6 Minuten sind natürlich alle Pläne zu überdenken: zuerst bin ich ein paar Minuten wie erschlagen weiter gefahren, bis in mir wieder der Glaube kam, dass alles noch möglich ist. Es würde nur etwas mehr Energie (physisch aber vor allem mental) wie geplant kosten. Ich wusste, dass sich alles beim Marathonlauf abspielen würde.
Beim Ironman spielt sich vieles beim Marathon ab. In der Regel fange ich das Laufen eher defensiv, das heißt nicht zu schnell und eher vorsichtig an, um die Kraftreserve einzuschätzen. Am Sonntag hatte ich diese Alternative nicht mehr: um die Top Ten der Altersklasse und die Hawaii-Qualifikation zu erreichen wusste ich –nach der Zeitstrafe, dass ich von Anfang an schnell laufen und vor allem sehr konstant bleiben musste. Im Nachhinein ist es leicht gesagt, aber am Sonntag waren die Temperaturen um 30 Grad beim Marathon und etwas mehr an der Sonne. Unter eine solche Hitze spielen alle Leistungsparameter eine noch größere Rolle: der Rhythmus, die Verpflegung, das Trinken, der Kopf… ich habe mich richtig gezwungen zu essen (Powergels) und zu trinken (Iso, Wasser, Redbull, sogar Pepsi in den letzten Runde, wenn du die Gels nicht mehr runterbringen kannst!!!)

Meine 13-jährige Tochter fragte mich nach dem Rennen: „An was hast du gedacht im Rennen?“ Es ist einfach, ich habe mir untersagt an irgendwas zu denken, da der bloße Gedanke einen raus aus der Realität des Wettkampfes nimmt. Im Wettkampf kann es nur eine Realität geben: das was man gerade in dem Moment macht. Ich habe nicht an die Qualifikation für Hawaii gedacht, sondern nur an die Athleten, die vor mir waren und die ich immer wieder als Ziel festsetzte um vorbei zu laufen. So habe ich die 42km in ganz dünne Salami-Scheiben geschnitten und es fiel mir etwas leichter zu laufen. Der Höhepunkt bei jeder Runde (4 insgesamt) war es, von meinen Töchtern, meiner Frau und Freunden –aber auch von Tausenden Zuschauern- angefeuert zu werden. Bei Kilometer 30 habe ich festgestellt, dass ich langsamer war (meine HF war um 2-3 Schläge tiefer wie bei KM 25; ich habe mir dann gesagt „OK, es fängt jetzt an… wenn du noch eine persönliche Bestzeit erreichen willst, musst du JETZT sofort reagieren“; mein Trick war es mir zu sagen, „bei jedem Schritt verbesserst du deine Zeit“. Ich habe dann wirklich nicht mehr an etwas anderes gedacht: und so, bei jedem Schritt habe ich meinen Platz verbessert. Ich habe alles gemacht was mir an diesem Tag unter solchen Umständen möglich war. Meine Gesamtzeit ist 9:33.03 / Rang 7 / Overall 116. Hawaii-Quali geschafft!

Für alle die am Sonntag in Zürich starten, sage ich 3 x merde !!!

Gruss, Patrick

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