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71 Team Rider mit einem gemeinsamen Ziel: Speed and Emotions
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Mittwoch, 30. Juni 2010
Triathleten als Partyschreck
Wieso eigentlich nicht? Anstatt auf der Rolle seine Intervalle knütteln mal ein Zeitfahren als hartes Training. Das der Gedanke des Triathleten. Und schon waren Marco, Roger und Marcel an der Zeitfahr-Schweizermeisterschaft in Kriegstetten angemeldet. Alex und Jürg als alte Füchse sind da selbstverständlich auch am Start. Der Triathlet sagt sich: Das Ganze kann ja nicht so schwierig sein, kein mühsamer Wechsel vom Neopren aufs Velo, kein Lauf nach getaner Velofahrt, Distanz mit knapp 22 km schon fast lächerlich kurz. Also die Velofahrer sind eigentlich schon Weicheier. Denkste. Sie haben sich nämlich viele kleine Fallen ausgedacht, um dem Triathleten das Leben schwer zu machen. Ok, den Wind haben sie nicht bestellt, der kam umsonst. Aber sonst: Check-in: Abgesehen davon, dass keine Sau bei den Kategorien drauskommt (Master 1-3, mit oder ohne Lizenz, mit oder ohne UCI-Code, Hobby/Fun 1-3 oder was?) erhält man nicht wie beim Triathlon den Zeitmesschip zusammen mit der Startnummer. Nein, den holt man in einem separaten Raum. Wenn mans weiss. Denn gesagt wird das einem ja nicht. Schliesslich soll der Triathlet sich an die unausgesprochenen Gesetze halten, die er nicht kennt. Was dazu führt, dass er bereits auf der Startrampe stehend vom Funktionär auf den fehlenden Chip aufmerksam gemacht wird. Ok, in den verbleibenden 45 Sekunden sollte der Ersatzchip ja noch montiert werden können. Doch schon wartet die nächste Falle: Ein bemühter Funktionär mit zittriger Hand bringt das Teil einfach nicht an den Rahmen. Wahrscheinlich ist auch nicht sehr förderlich, dass Dutzende noch mit guten Tipps helfen wollen. Am Schluss den Chip unter die Velohose geklemmt und los gehts. Oder fast. Wenn da nicht diese fiese Startrampe wäre: Du stehst auf einem Podest, alle gaffen dich an und jetzt sollst du da runter rollen, direkt auf einen Randstein los und danach in eine schöne 90-Grad-Kurve. So fies. Aber auch das geht irgendwie und ist nichts gegen das Psychospiel kurz vor dem Theater mit dem Zeitmesschip: Da baut sich doch tatsächlich ein alter Mann mit einem Alugestell in der Hand vor dir auf und misst damit dein Velo aus. Das du in Unkenntnis des gesamten komplizierten UCI-Regelwerkes in mühseliger Kleinarbeit die Nacht zuvor noch vermeintlich velofahrerreglementstauglich gemacht hast. Zwar ist der Sattel genug weit hinten, worauf der Triathlet sehr sehr stolz ist. Aber dummerweise nur ganz kurz, denn er misst gar nicht das, sondern irgendeinen ominösen Abstand zwischen Sattel und Lenker. Der prompt zu lang ist, zwar nur lumpige 2 Zentimeter, aber 2 sind nicht 0 und deshalb gar nicht gut. Könnte ja einen neuen Weltrekord geben mit dieser Extremposition oder so. Der Triathlet versteht die Welt nicht mehr, verspricht, das nächste Mal das UCI-Reglement in Französisch ganz genau zu studieren und schaut mit so traurigen Augen, dass der alte Mann mit seinem Alu-Messgestell doch noch Mitleid bekommt. Schliesslich hat er dich ja auch schon darauf aufmerksam gemacht, dass du noch nicht auf der grossen Anwesenheitsliste unterschrieben hast und deshalb nicht gewertet würdest. Ja eben, und dann gehts auch noch ums Velofahren. Auch da eine andere Welt: Der Triathlet ist irritiert und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, vergisst schon fast ein wenig das konsequente Tempomachen. Praktisch vollkommen abgesperrte Strassen, ein eigener Führungstöff für jeden, Kilometerangaben, Flamme Rouge, Zuschauer an der Strecke. Echtes TdF-Feeling. Eigentlich schade, dass er sich nicht spezifischer auf dieses Abenteuer vorbereitet hat und so eine wirklich gute Klassierung um wenige Sekunden verpasst. Aber der echte Triathlet kommt ja auch nicht ausgeruht an die SM sondern mit ganz dicken Beinen von den letzten harten Trainings. Und er hätte die Siegerehrung eh verpasst, denn die findet unmittelbar nach dem Zieleinlauf statt und nicht etwa wie bei den Triathlons einige Stunden später. Nach dem Rennen ist übrigens der Fettnapf-Parcours noch nicht ganz überstanden. Denn es wartet noch der alte Mann im Keller. Ja, im Keller: Die verteilen an solchen Rennen nämlich Preisgeld in einem Kellerabteil der lokalen Turnhalle. Auch das wird einem ja nicht gesagt, sondern man muss es einfach wissen. Ein etwas ins Alter gekommener Funktionär sitzt in einem Kellerbüro (angeschrieben mit "UCI-Büro", also so ist ja jedem klar, dass da sein Preisgeld wartet) und verteilt an die Erstklassierten gegen Unterschrift Couverts mit Geld drin. So einfach. Also irgendwie sind die Triathleten schon kompliziert, oder?
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3 Kommentare:
Der "alte" Mann im Keller war die Reise wert! Definitiv :-)
Super genialer Text! Kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus...
sportlicher Gruss
Aaron
Marcel - nicht nur schnell, sehr originell! Da muss ich noch so manches lernen, wenn ich 2011 mehr bei den "Nume Velofahrern" reissen möchte, was?
Okay, ich hab nun ja jemanden, den ich fragen kann.
CU soon, ohne Alumessgestell und definitiv UCI-widrig!
Dani
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