Team Tempo-Sport - exersciences
71 Team Rider mit einem gemeinsamen Ziel: Speed and Emotions

Donnerstag, 30. Juni 2011

Der Psychopath in mir


Es ist Wettkampfzeit. Und welches ist das moderne digitale Kennzeichen der Vorwettkampfzeit? Richtig: Viele Blogs drehen je näher zum Wettkampf desto mehr von der monatelangen heroischen Selbstbeweihräucherungen („…die 100 coupierten Kilometer habe ich locker und flockig im 35er-Schnitt geschafft, die Form stimmt, die Beine drehen“) zur präventiven Relativierung der eigenen Leistungsfähigkeit („…das fehlende Training macht sich nun doch bemerkbar, ich muss halt meine Ziele für den Wettkampf entsprechend anpassen“). Nun, dieser Vorwettkampf-Blogbeitrag beleuchtet eine ganz andere Seite, eine dunkle Seite, eine Seite, die alle kennen und über die niemand spricht. Fachleute haben einen Ausdruck dafür: präagonale Sportlerdepression. Die letzte Woche vor dem Wettkampf ist die typische Zeit dieser psychischen Ausnahmesituation. Nennen wir es mal nicht Krankheit, obwohl das Umfeld bisweilen fast mehr darunter leidet als unter einem schwerkranken Psychopathen. Nehmen wir mein eigenes Beispiel. Eine Woche vor dem Gigathlon machen sich erste Anzeichen der präagonalen Sportlerdepression bemerkbar: Spüre ich da nicht eine Erkältung aufkommen? Irgendwie fühlt sich meine Stirnhöhle so seltsam an. Obwohl ich sonst nie erkältet bin, soll genau jetzt (im Hochsommer) eine Stirnhöhlenentzündung im Anmarsch sein, die ich womöglich noch mit Antibiotika behandeln muss. Naja, zum Glück gibt’s da all die tollen Nahrungsmittelergänzungen, welche ich das ganze Jahr über in der Küche gesammelt aber nie angerührt habe. All die Vitamin C, Vitamin E, Fischkapseln, Colostrum, Magnesiumpulver, Aminosäuren, Laktatpuffer, Basenpulver, L-Carnitin und Co. müssen ja schliesslich auch mal gegessen werden. Ganz zu schweigen von den erfolgsversprechenden Protein-Präparaten, welche die Leistungsfähigkeit zusätzlich erhöhen. Wenn das nicht hilft! Dann mal runter damit, auch wenn das Meiste schon abgelaufen ist. Während sich das Erkältungsthema auf hohem Niveau stabilisiert (jeden Morgen Schnupfen und Kopfschmerzen), tauchen neue Probleme und Fragen am Horizont auf: Soll ich für den Wettkampf nicht doch noch den Tri-Aufsatz abmontieren? Und die Laufräder? Wären die Zipp 202 nicht besser als die HED Ardennes? Naja, ich habe ja noch bis am Wettkampfmorgen Zeit mit der Entscheidung, ich kann ja den Schraubenschlüssel mit in die Wechselzone nehmen. Eine andere Entscheidung kann aber nicht aufgeschoben werden: Irgendetwas muss ich gegen die immer schwerer werdenden Beine unternehmen. Ich komme ja kaum mehr eine Treppe hoch ohne diese bleierne Schwere in den Beinen zu spüren. Wo bleibt die Spritzigkeit, die Leichtigkeit welche sonst da ist? Selbst nach harten Trainings fühle ich mit fitter als jetzt. Ich habs ja immer gesagt: Pausen bringen nichts als Probleme. Soll ich nicht doch nochmals aufs Velo und ein hartes Intervall am Berg fahren? Vielleicht hilft ja am Wettkampfmorgen ein aggressives Aufwärmprogramm? Lassen wir das, denn während dem Schreiben dieses Beitrages in der Mittagspause (ja, die habe ich jetzt, weil ich ausnahmsweise nicht trainiere) zwickt es mich auf einmal unglaublich stark in der Schulter. Was ist denn jetzt los? Muss ich unter Umständen so kurz vor dem Wettkampf noch eine Notoperation der Schulter über mich ergehen lassen oder ist die Verletzung mit Voltaren in den Griff zu bekommen? Sollte ich vielleicht Marianne anrufen und ihr mitteilen, dass sie die Schwimmstrecke übernehmen muss? Kann ich überhaupt starten? Schulter kaputt, starke Erkältung und erst noch schwere Beine… Während ich daran herumstudiere, fällt mir ein, dass mein Mountainbike schon lange nicht mehr im Service war. Genau genommen schon jahrelang nicht mehr. Sind die Bremsbeläge noch ok? Die Gänge richtig eingestellt? Wie soll ich denn das jetzt noch anstellen? Morgen früh möchten wir abfahren. Also Auto organisieren, Velo zu Bruno bringen, checken lassen („ist alles wie neu“, meint Bruno. Kein Wunder, ich habe das Bike auch schon lange nicht mehr gebraucht…), wieder nach Hause stressen. Und dort feststellen, dass die Vorwettkampfwoche trotz faktisch null Training fast schneller vorbeigegangen ist als eine intensive Trainingswoche. Gott sei Dank beginnt bald der Wettkampf. Dann ist die Stirnhöhlenentzündung endlich vorbei, die schweren Beine sind weg und ich kann mich schon ganz fest auf die postagonale Depression freuen. Dann, wenn alles vorbei ist und die grosse Leere eintritt. Nach der wir uns kurz vor dem nächsten Wettkampf dann wieder so sehnen.

Mittwoch, 29. Juni 2011

Auswärtsschnuppern

Da ich mit meiner Vorliebe für "Anderes" ja nicht gerade hinter dem Berg bleibe und hier auch bereits einmal meine Überlegungen bezüglich Off-Road Erlebnissen im Trainingslager kundgetan habe (Teil 2 steht noch aus, dessen bin ich mir bewusst... gut Ding will und so) möchte ich euch gerne einmal einen kleinen Einblick in eine Form des Triathlons geben, wie sie es in der Schweiz bisher praktisch nicht gibt.
Ende des letzten Jahres wurde ich von unserem Teamkameraden Steffen Kömpf gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ihn und sein Team aus Deutschland, den TSV Calw, an Rennen in der Deutschen LBS-Liga zu unterstützen.
Bis dahin hatte ich schon das eine oder andere über diese Liga-Rennen gehört - vornehmlich, dass sie schnell, hart und ziemlich "gnadenlos", wenn dieser Begriff hier passend ist, sind. Keine Frage - ich sagte zu.

So kam es, dass ich meine Triathlonsaison dieses Jahr bereits Mitte Mai begann - und zwar in Forst, in Deutschland, mit einem völlig neuen Team und auf eine völlig neue Art und Weise.
Die Idee, den Triathlon auch als Teamsport umzusetzen, fand und finde ich einfach sensationell. Sei dies als Teamwettkampf, wo alle Athleten alle drei Disziplinen miteinander bestreiten, Team-Zeitfahren und gegenseitiges Anschieben auf der Laufstrecke inbegriffen, oder als "herkömmlicher" Triathlon mit einer Teamwertung - es spornt einen zusätzlich an, sein allerbestes zu geben, da man nicht nur für sich unterwegs ist.
Am eindrücklichsten erlebte ich die Deutsche Liga in ihrer "Essenz" am vergangenen Wochenende - da stand in Erbach in der Nähe von Ulm ein Rennen über die Olympische Distanz an. Schwimmen wie gehabt, 1,5 Km, Rad fahren 43 Km mit Verbot von Zeitfahrrädern und Windschattenfreigabe, Laufen topfeben und die gewohnten zehn Kilometer.

Nun ist es so, dass ich mehr Athletinnen und Athleten kenne, die sich auf der Langdistanz verdingen als andere. Hierfür wird meistens ein enormer Aufwand an Training und Materialbeschaffung betrieben, unsere Räder gleichen am Wettkampftag oft eher einem Hochzeitsbuffet denn einem Velo, voll beladen mit Ersatzreifen, Verpflegung, Gaspatronen, Schiessmichtot und Hastdunichtgesehn. Wir lesen Testberichte aus dem Windkanal und kaufen uns Aerohelme, die lechtesten Schuhe und die besten Kompressionsstrümpfe.
Und während wir all diese Dinge, die zu unserem geliebten Sport gehören (und die auch einfach grossen Spass machen) praktizieren, kommt es immer wieder mal vor dass wir ein wenig abschätzig über Wettkämpfe reden, bei denen das Windschattenfahren erlaubt ist. "Einfach mitrollen, ja klar - WIR sind 180 Km alleine unterwegs, wo ist denn die Leistung bei 40 Km am Rad eines anderen..." - Da bin ich keine Ausnahme, das gebe ich offen zu. Oder war, denn die Heilung erfolgte am Sonntag schnell und einschlägig. (Und ich komme überdies nicht umhin, auf gewisse Erlebnisse während gewisser Ironman-Rennen zu verweisen - wenn mir in einem Pulk von gut fünfzig Athleten Leute am Oberlenker und miteinander schwatzend daher kommen, kann keine Rede mehr sein vom Steppenwolf...)

Meine Rennen über die Olympische Distanz verliefen bisher meist wie folgt: Startschuss, hundert Meter Vollgas, Rhythmus finden, schwimmen. Wechsel, aufsteigen, Rhythmus finden, fahren. Wechsel, Schuhe an, Rhythmus finden, laufen - vielleicht noch Endspurt, Finish.
Nicht so in Erbach. Ich schwimme nicht schlecht und kann bei vielen Rennen recht weit vorne aus dem Wasser steigen - doch hier, in der Deutschen Liga, gibt es Leute, die nicht "nicht schlecht" schwimmen, sondern gut. Der Startschuss fiel - und das war für die nächsten zwei Stunden das letzte Mal, dass mein Puls nicht im roten Bereich war.
Anderthalb Kilometer schwimmen am absoluten Limit, immer Kopf an Kopf mit anderen Athleten, die sich gegenseitig keinen Meter schenkten - das hatte ich noch nicht erlebt (und es macht süchtig - was für ein Gefühl)! Kaum auf dem Rad ging es dann allerdings richtig los - und obwohl ich am Anschlag fuhr und mich bereits nach etwa zehn Minuten fragte, wie ich die Pedale noch nach unten bekommen sollte, musste ich schmunzeln. Von wegen "einfach mitrollen", von wegen "keine Leistung". Das war eine Kelierei der Sonderklasse. An jedem kleinen Anstieg wurde brutal attackiert, in jeder Kurve gesprintet, in der Fläche oft und gerne Tempi an die 50 Km/h gebolzt.
Da ich auf "Wenn" und solche Sachen zu verzichten gelernt habe, ist der Rest recht schnell erzählt - beim Versuch, eine besonders aggressive Attacke zu kontern, entschied sich meine Kette auf einmal, dass sie sich auf keiner der beiden Scheiben sonderlich wohl fühlte, und bis ich sie wieder in der Führung hatte, war meine Gruppe weg - beim Versuch, diese wieder einzuholen, verheizte ich mich dermassen, dass ich anschliessend nur noch durchgereicht wurde. Das Laufen zog dann einen Schlussstrich unter diese Maloche.

Aber. Persönliche, kleine Idiotien und Frustrationen einmal beiseite gelassen - seit dem letzten Wochenende sehe ich die ganzen Worldcup- und Windschattenrennen beim Triathlon aus einem anderen Blickwinkel. Und dafür bin ich dankbar, ebenso wie für die Lektion in Demut, die ich in Erbach aufgebrummt bekam. Das war wohl nötig. Und lässt mich mit zwei Fragen zurück: 1) Warum ist das nächste Liga-Rennen erst in drei Wochen? Und 2) - warum gibt es so etwas nicht in der Schweiz? Es wäre für viele Athleten eine nützliche Erfahrung. Und würde überdies unseren Sport noch einmal massiv aufwerten.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute restliche Woche und all denen, die am 9./10.07. in Zürich in irgend einer Form unterwegs sein werden eine gute Vorbereitung - wir sehen uns auf der Landiwiese!

Herzlichst,
Fabian

Dienstag, 14. Juni 2011

Premierenfieber an der Adria: Vorhang auf zum Ironman 70.3 Italy





Es geht mittlerweile schonungslos imperialistisch zu und her in der Triathlon-Welt: Mindestens drei Grossmächte (WTC, Challenge, TriStar) besetzen mit neuen Wettkämpfen und Rennformaten die noch weissen Flecken auf dem Dreikampf-Globus. Die M-Dot-Flagge wurde am letzten Wochenende nun (endlich) auch an der italienischen Adria-Küste gehisst. Am Ironman 70.3 Italien in Pescara durften auch tempo-sportisti nicht fehlen - weder in der Wechselzone, noch auf dem Podest.

Hätte man auf den Rhythmus abstellen wollen, mit dem die homepage des Ironman 70.3 Italy mit News und Informationen gefüttert wurde, dann hätte man mit einer eins-a-Schnarch-Veranstaltung rechnen müssen. Aber vielleicht gilt doch noch: Je weniger web-Aktivismus und virtuelles Feuerwerk, desto mehr Sport und Wettkampf und Erlebnis. Und von den drei Dingen bekam man an der Premiere am 12. Juni reichlich serviert.
Pescara ist keine Stadt, deren touristische oder kulturelle Glanzlichter bis in die Schweiz strahlen würden. Die Stadt mit ihren rund 130'000 Einwohnern und ihrem Serie B-Fussballclub ist angenehm unspektakulär, typisch italienisch ohne in Folklore zu verfallen. Vorallem hat Pescara aber einen rund 20km langen Sandstrand allererster Güte und der muss im Ferragosto gut besiedelt sein. Mitte Juni geht aber noch alles beschaulich zu und her und man kann das Vorwettkampffieber in langen Strandspaziergängen dämpfen.

Italienische Landschaft - deutsche Organisation
Für die Erstauflage des Ironman 70.3 Italy zeichnet die deutsche Agentur WeCan verantwortlich. Wettkampfrichter, Wechselzonen-Verantwortliche und Race Office sind mit routinierten Triathlon-Spezialisten aus Deutschland besetzt und die machen ihren Job gut, freundlich und souverän. In organisatorischer Hinsicht gibt es denn an der Veranstaltung auch nichts auszusetzen (naja, der Athletes Garden hat noch einen weiten Weg vor sich, wenn er zu Zürich aufholen will). Auch auf den Rennstrecken ist alles zum Besten bestellt: Selbst auf der in dieser Hinsicht immer heiklen Laufstrecke sind die beiden Verpflegungsstellen diszipliniert organisiert und bis zum Schluss anscheinend gut bestückt.
Für die Erstauflage hat man sich Rennstrecken ausgesucht, die einen fairen und selektiven Wettkampf versprechen: Die 1,9 Schwimm-km sollten ausserhalb der Wellenbrecher-Felsen absolviert werden, was dann - und das ist sehr bedauerlich - aber 24 Stunden vor dem Rennen von den lokalen Behörden wegen des hohen Wellengangs untersagt wurde. Stattdessen musste im schätzungsweise 250 Meter breiten Korridor zwischen Strand und Wellenbrecher eine Runde absolviert werden. Mehrfach gerieten Schwimmer jeweils auf die Gegengerade und wenn es sich mal wieder zehn Züge kraftvoll schwimmen liess, dann kam sicher eine Welle von der einen Seite oder ein orientierungsloser Schwimmer von der anderen. Beim Schwimmkurs wird man sich für das nächste Jahr noch etwas überlegen müssen....
Die Radstrecke führte über einen komplett abgesperrten 90km-Rundkurs in das wellige Hinterland. In einem steten Auf und Ab kamen leicht 900hm zusammen. Die teils frisch geteerten Strassen erwiesen sich allerdings in den über 30 Grad-Hitze als heimtückisch.... Der abschliessende Halbmarathon wurde im Stadtzentrum absolviert: Wie schon auf dem Radkurs war ganz Pescara auf den Beinen und fieberte enthusiastisch mit. Und man war bei Wind und Sonne dankbar um diese Aufmunterung.

Wo tempo drauf steht, ist auch tempo drin...
Mein Rennen verlief erfreulich. Schon beim Schwimmen hat ich zwar kein schnelles, aber ein gutes und solides Gefühl; die Hektik von "Kampfhandlung" und Wellen brachte mich weder mental noch physisch vom Kurs ab. Und obschon ich bereits bei der ersten Kurve meine Ersatzpatrone verlor, ging es auf dem Rad flott zur Sache. Als man beim zweiten Verpflegungsposten und die Positionen zurief - irgendwas um 50 overall -, wuchs meine Zuversicht. Allerdings ist es wie immer: die letzten 20km schienen mir länger und länger zu werden und obschon T2 noch ziemlich leer war (Pros und Frauen wurden 10 Minuten vor meiner AK ins Rennen geschickt), war die erste Laufrunde nicht berauschend. Als ich meinen Kollegen Lothar aber hinter mir sah (ok - er startete auch zehn Minuten hinter mir), gab ich Gas und das konnte ich bis ins Ziel durchziehen. Nach 4h52 flog ich ins Ziel und wusste zuerst nicht, was das wert sein sollte (ein anderer Freund, Martin F., forderte mich im Fernduell auf, seine Rappi-Zeit von 4h37 und seinen 5. AK-Rang zu unterbieten). Als dann die ersten Ranglisten zirkulierten, herrschte grosse Freude: Overall Männer hatte es zu Rang 48 gereicht (von 888 Finishern), was in der AK45 den Bronzerang ergab! Im übrigen lagen die Siegerzeiten bei den Pros (Daniele Fontana in 4h01, Martina Dogana in 4h44) und bei den Amateuren (4h26 bei den Männer, 5h04 bei den Frauen) deutlich über den Rappi-Zeiten. Der einzige kleine Schatten über dem Glanz der Plexiglas-Trophäe: Den Erstplatzierten und mich trennten nur 65 Sekunden und zum Rang zwei fehlten mir läppische 18 Sekunden... hätte mir das einer auf der Laufstrecke gesagt, dann.... aber eben: hätte, würde, wollte.....

Viva Las Vegas
Die Preisverleihung auf dem zentralen Platz in der Stadt war ein schönes Fest, dem auch die lokale Bevölkerung bis zum Schluss beiwohnte. Die Organisatoren hatten es freundlicherweise so angelegt, dass zuerst Staffeln und Age-Grouper ausgezeichnet wurden, bevor man die Pros aufs Podium bat - womit man natürlich auch das Publikum noch bei der Stange halten konnte. Kaum begann die Preisverleihung für die Pros stürzte ein Mann auf mich zu und bat mich um mein Tempo-Sport Trikot...... Balasz Csöke wurde bei den Pros im zehnten Rang klassiert und wurde wider Erwarten noch auf die Bühne gebeten. Auf diese Weise kam das eine Tempo-Sport Trikot gleich doppelt ins Rampenlicht.
Der Ironman 70.3 Italy vergibt 35 Slots für die WM, die heuer erstmal in Las Vegas bzw. Henderson statt finden wird. Mit dem 3. AK-Rang war die Direktqualifikation auf sicher.... yeah!!! Mein Freund Lothar war zwar 44 Sekunden schneller als ich, wurde bei M40 aber "nur" Zehnter. da es nun wider Erwarten sechs Slots gab und vier Slots nicht beansprucht wurden, kam er auch noch zum Ticket nach Nevada. Ihm ist das besonders zu gönnen, weil er die letzten 15km ohne Collé auf der Alu-Felge seiner HED-Scheibe durch die Vororte von Pescara donnerte.

Fazit:
Der Ironman 70.3 Italy ist ein bestens organisierter, anspruchsvoller Wettkampf, der weiter empfohlen werden darf. Von der vielleicht etwas beschwerlichen Anreise - entweder 900km Autofahrt, oder nach Rom fliegen und mit dem Mietwagen knapp 200km fahren - sollte man sich jedenfalls nicht abschrecken lassen.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Wenn Strategie das Rennen entscheidet

Letztes Wochenende habe ich zum ersten Mal ein Rennen gewonnen aufgrund der ausgedachten und umgesetzten Strategie. Wie wir in den letzten Jahren erlebt haben, wird die Konkurrenz immer stärker wodurch die Strategie, zusätzlich zur Fitness (physisch und mental) und Material, für Podest Plätze und Qualifikationen immer matchentscheidender wird. In meinem folgeführenden Bericht versuche ich meine Wettkampfstrategie in Rapperswil dar zu legen, als eine kleine Fallstudie, die euch vielleicht inspirieren könnte, über eure Strategie nach zu denken.

Ausgangslage:

Ich trat den Half-Ironman Wettkampf in Rapperswil nur eine Woche nach dem Half-Challenge Wettkampf in Barcelona an. Aufgrund meiner Trainings während der Woche wusste ich, dass meine Beine für eine relative Hochleistung auf dem Rad wieder fit waren. Gleichzeitig war aber die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass ich mein Wettkampfs Tempo von 15 km/h auf der Laufstrecke nicht halten könnte.

Wettbewerbsanalyse:

Meine grösste Konkurrenz bestand aus Bruno Invernizzi und Richard Stoffel. Richard ist deutlich schwächer im Schwimmen dafür ähnlich stark auf dem Rad und stärker im Laufen als ich. Bruno ist etwa gleich stark im Schwimmen, minimal schwächer auf dem Rad (bei hügeligem Gelände), jedoch deutlich stärker im Laufen.

Rennstrategie:

Ich ging davon aus, dass ich gleichzeitig mit Bruno aus dem Wasser kommen würde mit einem Vorsprung von ca. 5 Minuten auf Richard. Aufgrund der vergangenen Leistungen der Kontrahenten, wusste ich auch, dass ich im T2 einen Minimalvorsprung von 5 Minuten auf Bruno und 3 Minuten auf Richard haben muss, um eine Chance zu haben, die beiden Herren zu schlagen. Folglich war mir klar, dass ich deutlich schneller fahren musste als Bruno, der im hügeligen Gelände einen komparativen Vorteil hat. Damit blieb mir nur eine Strategie offen: so hart und v.a. konstant Rad zu fahren, dass Bruno nicht mithalten kann, was bei mir ein Durchschnitt von ca. 300 Watt entsprach. Zusätzlich musste ich natürlich hoffen, dass meine Beine, trotz der Vormüdigkeit, mich auf der Laufstrecke nicht komplett im Stich lassen würden, was nur bei hoher Gleichmässigkeit auf dem Rad möglich wäre.

Realisierung:

Schwimmen: Ich kam zusammen mit Bruno als Erster aus dem Wasser. Richard folgte mit einer ca. 4 minütigen Verspätung. Nach der ersten Runde auf dem Rad, kurz nach dem Wendepunkt, sah ich, dass ich einen Abstand von ca. 3 Minuten auf Bruno und 5 Minuten auf Richard aufgebaut hatte. Im T2 hatte ich bereits einen Vorsprung von ca. 6 Minuten auf Bruno und 7 Minuten auf Richard (was ich mangels fehlender Zwischenzeiten nicht wusste). Auf der Laufstrecke erhielt ich ebenfalls keine Zwischenzeiten, hatte keinen visuellen Kontakt zu den Kontrahenten, daher konzentrierte ich mich nur auf meinen eigenen Lauf mit dem Ziel möglichst kraftsparend und konstant ein Tempo von knapp unter 15 km/h zu laufen. Zum Glück hat der Körper gut mitgemacht und ich konnte bis 100m vor dem Ziel ein gleichmässiges Tempo laufen.

Mit dem Ziel vor Augen dachte ich bereits das mir der Sieg gesichert war. Es kam aber anders. Durch eine fulminante Aufholjagd hatte Bruno es geschafft mich fast einzuholen, ohne dass ich es bemerkt hatte. So wurde ich komplett überrascht, als ich realisierte, dass jemand vor der letzten Zielkurve versuchte an mir vorbei zu sprinten. Da gab es nur eins: Sprinten was das Zeug hält. Ich schaffte es noch durch die Aussenkurve bei einer Gruppe von früher gestarteten Athleten vorbei zu kommen, währenddessen Bruno mit einem anderen Athleten kollidierte und zu Fall kam. Dies nahm ich aber nicht mehr visuell war, da ich mich nur auf eins konzentrierte: meine ausgedienten Sprinterbeine zu mobilisieren und die Ziellinie als Erster zu überqueren.

Schlusswort:

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Olivier und dem Tempo-Sport Team für die exzellente Unterstützung bedanken. Ohne das hoch professionelle Material hätte ich trotz guter Strategie nicht gewonnen. Ein weiteres Dankeschön geht auch an Bruno und Richard für den sensationellen Wettkampf und ich freue mich bereits auf die nächste Begegnung beim Ironman Zürich. Ich bin gespannt mit welcher Strategie dann die zwei knüppelharten Jungs antreten werden. Es bleibt also weiterhin spannend!

Donnerstag, 2. Juni 2011

Half Challenge Barcelona - von Lucia

Endlich ist Sonntag 5:00 Uhr morgens und in 3 Stunden geht’s los. Ich kann es kaum erwarten, meinen ersten Halb-Ironman zu bestreiten. Gestärkt mit Kaffee und Honigbrötchen geht’s um 6:00 Uhr Richtung Wettkampf Areal. Mit dem Wissen, dass es Mittag sehr warm wenn nicht sogar richtig heiss wird, geniessen wir die etwas kühlere Temperatur und freuen uns, dass uns heute ein schöner Tag erwartet. Beim Areal angekommen, sehen wir, dass das Meer ruhig ist. Worüber ich froh bin. Denn noch am Vortag war es sehr windig, bewölkt und das Meer war unruhig und schlug hohe Wellen. Die Athleten sind alle in guter Stimmung und meine Freude auf den Wettkampf steigt immer mehr.

Nachdem der Startschuss um 8:00 Uhr für die Pro-AthletInnen gefallen ist, geht es in einem 2 Minuten Takt weiter. In der 4. Welle sind die Agegroup Frauen am Start. Wir sind eine überschaubare Gruppe. Der Startschuss ist gefallen und ich renne los. Schnell kann ich mir meinen Platz in der Menge erschwimmen und ich versuche sogleich in meinen Rhythmus zu kommen. Nachdem ich aus dem Wasser herausspringe, freue ich mich bereits auf die Radstrecke. Da erwartet mich eine mehrheitlich flache und schnelle Strecke. Zu Beginn ist die Strecke kurvenreich. Schon bald befinde ich mich auf der Hauptstrasse, die direkt am Meer entlang führt. Es ist bereits nach 9:00 Uhr und eine angenehme Brise weht mir um die Ohren. Ich geniesse die Fahrt, da mein Körper ausgeruht ist und ich kraftvoll in die Pedale treten kann. Als ich mich auf der zweiten Radrunde befinde, hat es auch schon eine Menge Zuschauer am Rande, die uns AthletInnen mit lauten Zurufen anfeuern. Ganz besonders haben mich Pablos Zurufe gefreut und angespornt. Es ist jedes Mal ein Energieschub, der durch meinen Körper geht, wenn wir uns während des Wettkampfes begegnen. Nach rund 2:30h komme ich in die zweite Wechselzone.

Ich freue mich auf die Laufstrecke, trotz leichter Nervosität, da ich seit mitte März aufgrund einer erneuten Beckenverletzung kein einziges Lauftraining absolvieren konnte. Ich versuche meine Bedenken aus dem Kopf zu kriegen und mit einem soliden Tempo zu laufen. Dies gelingt mir auch gut. Nach rund 2 Kilometer werde ich von Pablo überholt, der mit einem guten Laufschritt und tollem Tempo unterwegs ist. Ich freue mich für ihn, dass er so gut unterwegs ist. Das Laufen fühlt sich gut an und erneut geniesse und erfreue ich mich an den Rufen der Zuschauer. Die Zeit vergeht schnell und schon befinde ich mich auf der zweiten Runde. Ich verspüre mit jedem Kilometer eine grössere Freude in mir aufkommen, dass ich es schon bald geschaft habe. Ich kann es kaum erwarten, auf den letzten paar hundert Metern die Zurufe der Zuschauer zu geniessen und die Finishline zu sehen. Ich biege in die letzte Kurve ein und habe noch 100 Meter zu laufen. Hinter dem Ziel sehe ich Pablo. Er wartet auf mich und ich kann es kaum erwarten endlich in seinen Armen zu sein. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Dann hatte ich es geschafft und darf zusammen mit Pablo das gemeinsame Erlebnis geniessen und Revue passieren lassen. Mein erster Halb-Ironman und mein erster Sieg in meiner Agegroup ist geschafft. Ich freue mich sehr darüber und darf mit Pablo, der ebenfalls seine Alterklasse gewonnen hat und mit Fabian und Barbara, die beide einen tollen zweiten Platz gemacht haben, die Siegerehrung am Abend erleben.

Nach einer kurzen Nacht gehts in den Flieger und zurück nach Zürich. Ich freue mich jetzt schon auf meinen nächsten Wettkampf in Rapperswil in einer Woche.

Ironman Utah: 3x Hotz nach Hawaii





Aloha



Seid ihr auf der Suche nach einem sehr anspruchsvollen, landschaftlich einmaligen, windschattenfreien Ironman, den ihr mit tollen Ferien verbinden könnt? Here it comes: Ironman St. George, Utah (http://www.ironmanstgeorge.com/, die Bilder sagen alles). 2500 Höhenmeter auf dem Rad, 1200 Höhenmeter auf dem Marathon, dazu 32 Grad - das ist richtiges Ironman-Wetter und bringt die Hormone zum Kochen. Danach könnt ihr das Preisgeld in Las Vegas vervielfachen und die vielen grossartigen National Parks in Amerikas Südwesten geniessen.



Die sehr zielgerichtete Vorbereitung und unsere Erfahrung zahlten sich aus und so können wir es noch immer kaum fassen, dass die Familie Hotz gleich 3 Tickets für den Ironman Hawaii einfuhr. Der grosse Traum wurde in 5 Monaten zur Wirklichkeit. Schwägerin Claudine (39) plazierte sich bei ihrem erst zweiten Ironman auf Rang 3, mein Bruder Roger (40) auf Platz 9 und ich (43) landete auf Nummer 4. Für Roger ist es die dritte Quali für Kona, für mich die achte. Gewonnen wurde der Ironman übrigens von Mathias Hecht, sein erster IM-Sieg.



Wir freuen uns nun auf den gemeinsamen Familienausflug nach Hawaii, zusammen mit hoffentlich noch vielen weiteren Tempo-Sport-Athleten. Vielen Dank ans Tempo-Team für die tolle Unterstützung.



Aloha und Mahalo