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71 Team Rider mit einem gemeinsamen Ziel: Speed and Emotions

Dienstag, 14. Juni 2011

Premierenfieber an der Adria: Vorhang auf zum Ironman 70.3 Italy





Es geht mittlerweile schonungslos imperialistisch zu und her in der Triathlon-Welt: Mindestens drei Grossmächte (WTC, Challenge, TriStar) besetzen mit neuen Wettkämpfen und Rennformaten die noch weissen Flecken auf dem Dreikampf-Globus. Die M-Dot-Flagge wurde am letzten Wochenende nun (endlich) auch an der italienischen Adria-Küste gehisst. Am Ironman 70.3 Italien in Pescara durften auch tempo-sportisti nicht fehlen - weder in der Wechselzone, noch auf dem Podest.

Hätte man auf den Rhythmus abstellen wollen, mit dem die homepage des Ironman 70.3 Italy mit News und Informationen gefüttert wurde, dann hätte man mit einer eins-a-Schnarch-Veranstaltung rechnen müssen. Aber vielleicht gilt doch noch: Je weniger web-Aktivismus und virtuelles Feuerwerk, desto mehr Sport und Wettkampf und Erlebnis. Und von den drei Dingen bekam man an der Premiere am 12. Juni reichlich serviert.
Pescara ist keine Stadt, deren touristische oder kulturelle Glanzlichter bis in die Schweiz strahlen würden. Die Stadt mit ihren rund 130'000 Einwohnern und ihrem Serie B-Fussballclub ist angenehm unspektakulär, typisch italienisch ohne in Folklore zu verfallen. Vorallem hat Pescara aber einen rund 20km langen Sandstrand allererster Güte und der muss im Ferragosto gut besiedelt sein. Mitte Juni geht aber noch alles beschaulich zu und her und man kann das Vorwettkampffieber in langen Strandspaziergängen dämpfen.

Italienische Landschaft - deutsche Organisation
Für die Erstauflage des Ironman 70.3 Italy zeichnet die deutsche Agentur WeCan verantwortlich. Wettkampfrichter, Wechselzonen-Verantwortliche und Race Office sind mit routinierten Triathlon-Spezialisten aus Deutschland besetzt und die machen ihren Job gut, freundlich und souverän. In organisatorischer Hinsicht gibt es denn an der Veranstaltung auch nichts auszusetzen (naja, der Athletes Garden hat noch einen weiten Weg vor sich, wenn er zu Zürich aufholen will). Auch auf den Rennstrecken ist alles zum Besten bestellt: Selbst auf der in dieser Hinsicht immer heiklen Laufstrecke sind die beiden Verpflegungsstellen diszipliniert organisiert und bis zum Schluss anscheinend gut bestückt.
Für die Erstauflage hat man sich Rennstrecken ausgesucht, die einen fairen und selektiven Wettkampf versprechen: Die 1,9 Schwimm-km sollten ausserhalb der Wellenbrecher-Felsen absolviert werden, was dann - und das ist sehr bedauerlich - aber 24 Stunden vor dem Rennen von den lokalen Behörden wegen des hohen Wellengangs untersagt wurde. Stattdessen musste im schätzungsweise 250 Meter breiten Korridor zwischen Strand und Wellenbrecher eine Runde absolviert werden. Mehrfach gerieten Schwimmer jeweils auf die Gegengerade und wenn es sich mal wieder zehn Züge kraftvoll schwimmen liess, dann kam sicher eine Welle von der einen Seite oder ein orientierungsloser Schwimmer von der anderen. Beim Schwimmkurs wird man sich für das nächste Jahr noch etwas überlegen müssen....
Die Radstrecke führte über einen komplett abgesperrten 90km-Rundkurs in das wellige Hinterland. In einem steten Auf und Ab kamen leicht 900hm zusammen. Die teils frisch geteerten Strassen erwiesen sich allerdings in den über 30 Grad-Hitze als heimtückisch.... Der abschliessende Halbmarathon wurde im Stadtzentrum absolviert: Wie schon auf dem Radkurs war ganz Pescara auf den Beinen und fieberte enthusiastisch mit. Und man war bei Wind und Sonne dankbar um diese Aufmunterung.

Wo tempo drauf steht, ist auch tempo drin...
Mein Rennen verlief erfreulich. Schon beim Schwimmen hat ich zwar kein schnelles, aber ein gutes und solides Gefühl; die Hektik von "Kampfhandlung" und Wellen brachte mich weder mental noch physisch vom Kurs ab. Und obschon ich bereits bei der ersten Kurve meine Ersatzpatrone verlor, ging es auf dem Rad flott zur Sache. Als man beim zweiten Verpflegungsposten und die Positionen zurief - irgendwas um 50 overall -, wuchs meine Zuversicht. Allerdings ist es wie immer: die letzten 20km schienen mir länger und länger zu werden und obschon T2 noch ziemlich leer war (Pros und Frauen wurden 10 Minuten vor meiner AK ins Rennen geschickt), war die erste Laufrunde nicht berauschend. Als ich meinen Kollegen Lothar aber hinter mir sah (ok - er startete auch zehn Minuten hinter mir), gab ich Gas und das konnte ich bis ins Ziel durchziehen. Nach 4h52 flog ich ins Ziel und wusste zuerst nicht, was das wert sein sollte (ein anderer Freund, Martin F., forderte mich im Fernduell auf, seine Rappi-Zeit von 4h37 und seinen 5. AK-Rang zu unterbieten). Als dann die ersten Ranglisten zirkulierten, herrschte grosse Freude: Overall Männer hatte es zu Rang 48 gereicht (von 888 Finishern), was in der AK45 den Bronzerang ergab! Im übrigen lagen die Siegerzeiten bei den Pros (Daniele Fontana in 4h01, Martina Dogana in 4h44) und bei den Amateuren (4h26 bei den Männer, 5h04 bei den Frauen) deutlich über den Rappi-Zeiten. Der einzige kleine Schatten über dem Glanz der Plexiglas-Trophäe: Den Erstplatzierten und mich trennten nur 65 Sekunden und zum Rang zwei fehlten mir läppische 18 Sekunden... hätte mir das einer auf der Laufstrecke gesagt, dann.... aber eben: hätte, würde, wollte.....

Viva Las Vegas
Die Preisverleihung auf dem zentralen Platz in der Stadt war ein schönes Fest, dem auch die lokale Bevölkerung bis zum Schluss beiwohnte. Die Organisatoren hatten es freundlicherweise so angelegt, dass zuerst Staffeln und Age-Grouper ausgezeichnet wurden, bevor man die Pros aufs Podium bat - womit man natürlich auch das Publikum noch bei der Stange halten konnte. Kaum begann die Preisverleihung für die Pros stürzte ein Mann auf mich zu und bat mich um mein Tempo-Sport Trikot...... Balasz Csöke wurde bei den Pros im zehnten Rang klassiert und wurde wider Erwarten noch auf die Bühne gebeten. Auf diese Weise kam das eine Tempo-Sport Trikot gleich doppelt ins Rampenlicht.
Der Ironman 70.3 Italy vergibt 35 Slots für die WM, die heuer erstmal in Las Vegas bzw. Henderson statt finden wird. Mit dem 3. AK-Rang war die Direktqualifikation auf sicher.... yeah!!! Mein Freund Lothar war zwar 44 Sekunden schneller als ich, wurde bei M40 aber "nur" Zehnter. da es nun wider Erwarten sechs Slots gab und vier Slots nicht beansprucht wurden, kam er auch noch zum Ticket nach Nevada. Ihm ist das besonders zu gönnen, weil er die letzten 15km ohne Collé auf der Alu-Felge seiner HED-Scheibe durch die Vororte von Pescara donnerte.

Fazit:
Der Ironman 70.3 Italy ist ein bestens organisierter, anspruchsvoller Wettkampf, der weiter empfohlen werden darf. Von der vielleicht etwas beschwerlichen Anreise - entweder 900km Autofahrt, oder nach Rom fliegen und mit dem Mietwagen knapp 200km fahren - sollte man sich jedenfalls nicht abschrecken lassen.

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