Da ich mit meiner Vorliebe für "Anderes" ja nicht gerade hinter dem Berg bleibe und hier auch bereits einmal meine Überlegungen bezüglich Off-Road Erlebnissen im Trainingslager kundgetan habe (Teil 2 steht noch aus, dessen bin ich mir bewusst... gut Ding will und so) möchte ich euch gerne einmal einen kleinen Einblick in eine Form des Triathlons geben, wie sie es in der Schweiz bisher praktisch nicht gibt.
Ende des letzten Jahres wurde ich von unserem Teamkameraden Steffen Kömpf gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ihn und sein Team aus Deutschland, den TSV Calw, an Rennen in der Deutschen LBS-Liga zu unterstützen.
Bis dahin hatte ich schon das eine oder andere über diese Liga-Rennen gehört - vornehmlich, dass sie schnell, hart und ziemlich "gnadenlos", wenn dieser Begriff hier passend ist, sind. Keine Frage - ich sagte zu.
So kam es, dass ich meine Triathlonsaison dieses Jahr bereits Mitte Mai begann - und zwar in Forst, in Deutschland, mit einem völlig neuen Team und auf eine völlig neue Art und Weise.
Die Idee, den Triathlon auch als Teamsport umzusetzen, fand und finde ich einfach sensationell. Sei dies als Teamwettkampf, wo alle Athleten alle drei Disziplinen miteinander bestreiten, Team-Zeitfahren und gegenseitiges Anschieben auf der Laufstrecke inbegriffen, oder als "herkömmlicher" Triathlon mit einer Teamwertung - es spornt einen zusätzlich an, sein allerbestes zu geben, da man nicht nur für sich unterwegs ist.
Am eindrücklichsten erlebte ich die Deutsche Liga in ihrer "Essenz" am vergangenen Wochenende - da stand in Erbach in der Nähe von Ulm ein Rennen über die Olympische Distanz an. Schwimmen wie gehabt, 1,5 Km, Rad fahren 43 Km mit Verbot von Zeitfahrrädern und Windschattenfreigabe, Laufen topfeben und die gewohnten zehn Kilometer.
Nun ist es so, dass ich mehr Athletinnen und Athleten kenne, die sich auf der Langdistanz verdingen als andere. Hierfür wird meistens ein enormer Aufwand an Training und Materialbeschaffung betrieben, unsere Räder gleichen am Wettkampftag oft eher einem Hochzeitsbuffet denn einem Velo, voll beladen mit Ersatzreifen, Verpflegung, Gaspatronen, Schiessmichtot und Hastdunichtgesehn. Wir lesen Testberichte aus dem Windkanal und kaufen uns Aerohelme, die lechtesten Schuhe und die besten Kompressionsstrümpfe.
Und während wir all diese Dinge, die zu unserem geliebten Sport gehören (und die auch einfach grossen Spass machen) praktizieren, kommt es immer wieder mal vor dass wir ein wenig abschätzig über Wettkämpfe reden, bei denen das Windschattenfahren erlaubt ist. "Einfach mitrollen, ja klar - WIR sind 180 Km alleine unterwegs, wo ist denn die Leistung bei 40 Km am Rad eines anderen..." - Da bin ich keine Ausnahme, das gebe ich offen zu. Oder war, denn die Heilung erfolgte am Sonntag schnell und einschlägig. (Und ich komme überdies nicht umhin, auf gewisse Erlebnisse während gewisser Ironman-Rennen zu verweisen - wenn mir in einem Pulk von gut fünfzig Athleten Leute am Oberlenker und miteinander schwatzend daher kommen, kann keine Rede mehr sein vom Steppenwolf...)
Meine Rennen über die Olympische Distanz verliefen bisher meist wie folgt: Startschuss, hundert Meter Vollgas, Rhythmus finden, schwimmen. Wechsel, aufsteigen, Rhythmus finden, fahren. Wechsel, Schuhe an, Rhythmus finden, laufen - vielleicht noch Endspurt, Finish.
Nicht so in Erbach. Ich schwimme nicht schlecht und kann bei vielen Rennen recht weit vorne aus dem Wasser steigen - doch hier, in der Deutschen Liga, gibt es Leute, die nicht "nicht schlecht" schwimmen, sondern gut. Der Startschuss fiel - und das war für die nächsten zwei Stunden das letzte Mal, dass mein Puls nicht im roten Bereich war.
Anderthalb Kilometer schwimmen am absoluten Limit, immer Kopf an Kopf mit anderen Athleten, die sich gegenseitig keinen Meter schenkten - das hatte ich noch nicht erlebt (und es macht süchtig - was für ein Gefühl)! Kaum auf dem Rad ging es dann allerdings richtig los - und obwohl ich am Anschlag fuhr und mich bereits nach etwa zehn Minuten fragte, wie ich die Pedale noch nach unten bekommen sollte, musste ich schmunzeln. Von wegen "einfach mitrollen", von wegen "keine Leistung". Das war eine Kelierei der Sonderklasse. An jedem kleinen Anstieg wurde brutal attackiert, in jeder Kurve gesprintet, in der Fläche oft und gerne Tempi an die 50 Km/h gebolzt.
Da ich auf "Wenn" und solche Sachen zu verzichten gelernt habe, ist der Rest recht schnell erzählt - beim Versuch, eine besonders aggressive Attacke zu kontern, entschied sich meine Kette auf einmal, dass sie sich auf keiner der beiden Scheiben sonderlich wohl fühlte, und bis ich sie wieder in der Führung hatte, war meine Gruppe weg - beim Versuch, diese wieder einzuholen, verheizte ich mich dermassen, dass ich anschliessend nur noch durchgereicht wurde. Das Laufen zog dann einen Schlussstrich unter diese Maloche.
Aber. Persönliche, kleine Idiotien und Frustrationen einmal beiseite gelassen - seit dem letzten Wochenende sehe ich die ganzen Worldcup- und Windschattenrennen beim Triathlon aus einem anderen Blickwinkel. Und dafür bin ich dankbar, ebenso wie für die Lektion in Demut, die ich in Erbach aufgebrummt bekam. Das war wohl nötig. Und lässt mich mit zwei Fragen zurück: 1) Warum ist das nächste Liga-Rennen erst in drei Wochen? Und 2) - warum gibt es so etwas nicht in der Schweiz? Es wäre für viele Athleten eine nützliche Erfahrung. Und würde überdies unseren Sport noch einmal massiv aufwerten.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute restliche Woche und all denen, die am 9./10.07. in Zürich in irgend einer Form unterwegs sein werden eine gute Vorbereitung - wir sehen uns auf der Landiwiese!
Herzlichst,
Fabian
Ende des letzten Jahres wurde ich von unserem Teamkameraden Steffen Kömpf gefragt, ob ich nicht Lust hätte, ihn und sein Team aus Deutschland, den TSV Calw, an Rennen in der Deutschen LBS-Liga zu unterstützen.
Bis dahin hatte ich schon das eine oder andere über diese Liga-Rennen gehört - vornehmlich, dass sie schnell, hart und ziemlich "gnadenlos", wenn dieser Begriff hier passend ist, sind. Keine Frage - ich sagte zu.
So kam es, dass ich meine Triathlonsaison dieses Jahr bereits Mitte Mai begann - und zwar in Forst, in Deutschland, mit einem völlig neuen Team und auf eine völlig neue Art und Weise.
Die Idee, den Triathlon auch als Teamsport umzusetzen, fand und finde ich einfach sensationell. Sei dies als Teamwettkampf, wo alle Athleten alle drei Disziplinen miteinander bestreiten, Team-Zeitfahren und gegenseitiges Anschieben auf der Laufstrecke inbegriffen, oder als "herkömmlicher" Triathlon mit einer Teamwertung - es spornt einen zusätzlich an, sein allerbestes zu geben, da man nicht nur für sich unterwegs ist.
Am eindrücklichsten erlebte ich die Deutsche Liga in ihrer "Essenz" am vergangenen Wochenende - da stand in Erbach in der Nähe von Ulm ein Rennen über die Olympische Distanz an. Schwimmen wie gehabt, 1,5 Km, Rad fahren 43 Km mit Verbot von Zeitfahrrädern und Windschattenfreigabe, Laufen topfeben und die gewohnten zehn Kilometer.
Nun ist es so, dass ich mehr Athletinnen und Athleten kenne, die sich auf der Langdistanz verdingen als andere. Hierfür wird meistens ein enormer Aufwand an Training und Materialbeschaffung betrieben, unsere Räder gleichen am Wettkampftag oft eher einem Hochzeitsbuffet denn einem Velo, voll beladen mit Ersatzreifen, Verpflegung, Gaspatronen, Schiessmichtot und Hastdunichtgesehn. Wir lesen Testberichte aus dem Windkanal und kaufen uns Aerohelme, die lechtesten Schuhe und die besten Kompressionsstrümpfe.
Und während wir all diese Dinge, die zu unserem geliebten Sport gehören (und die auch einfach grossen Spass machen) praktizieren, kommt es immer wieder mal vor dass wir ein wenig abschätzig über Wettkämpfe reden, bei denen das Windschattenfahren erlaubt ist. "Einfach mitrollen, ja klar - WIR sind 180 Km alleine unterwegs, wo ist denn die Leistung bei 40 Km am Rad eines anderen..." - Da bin ich keine Ausnahme, das gebe ich offen zu. Oder war, denn die Heilung erfolgte am Sonntag schnell und einschlägig. (Und ich komme überdies nicht umhin, auf gewisse Erlebnisse während gewisser Ironman-Rennen zu verweisen - wenn mir in einem Pulk von gut fünfzig Athleten Leute am Oberlenker und miteinander schwatzend daher kommen, kann keine Rede mehr sein vom Steppenwolf...)
Meine Rennen über die Olympische Distanz verliefen bisher meist wie folgt: Startschuss, hundert Meter Vollgas, Rhythmus finden, schwimmen. Wechsel, aufsteigen, Rhythmus finden, fahren. Wechsel, Schuhe an, Rhythmus finden, laufen - vielleicht noch Endspurt, Finish.
Nicht so in Erbach. Ich schwimme nicht schlecht und kann bei vielen Rennen recht weit vorne aus dem Wasser steigen - doch hier, in der Deutschen Liga, gibt es Leute, die nicht "nicht schlecht" schwimmen, sondern gut. Der Startschuss fiel - und das war für die nächsten zwei Stunden das letzte Mal, dass mein Puls nicht im roten Bereich war.
Anderthalb Kilometer schwimmen am absoluten Limit, immer Kopf an Kopf mit anderen Athleten, die sich gegenseitig keinen Meter schenkten - das hatte ich noch nicht erlebt (und es macht süchtig - was für ein Gefühl)! Kaum auf dem Rad ging es dann allerdings richtig los - und obwohl ich am Anschlag fuhr und mich bereits nach etwa zehn Minuten fragte, wie ich die Pedale noch nach unten bekommen sollte, musste ich schmunzeln. Von wegen "einfach mitrollen", von wegen "keine Leistung". Das war eine Kelierei der Sonderklasse. An jedem kleinen Anstieg wurde brutal attackiert, in jeder Kurve gesprintet, in der Fläche oft und gerne Tempi an die 50 Km/h gebolzt.
Da ich auf "Wenn" und solche Sachen zu verzichten gelernt habe, ist der Rest recht schnell erzählt - beim Versuch, eine besonders aggressive Attacke zu kontern, entschied sich meine Kette auf einmal, dass sie sich auf keiner der beiden Scheiben sonderlich wohl fühlte, und bis ich sie wieder in der Führung hatte, war meine Gruppe weg - beim Versuch, diese wieder einzuholen, verheizte ich mich dermassen, dass ich anschliessend nur noch durchgereicht wurde. Das Laufen zog dann einen Schlussstrich unter diese Maloche.
Aber. Persönliche, kleine Idiotien und Frustrationen einmal beiseite gelassen - seit dem letzten Wochenende sehe ich die ganzen Worldcup- und Windschattenrennen beim Triathlon aus einem anderen Blickwinkel. Und dafür bin ich dankbar, ebenso wie für die Lektion in Demut, die ich in Erbach aufgebrummt bekam. Das war wohl nötig. Und lässt mich mit zwei Fragen zurück: 1) Warum ist das nächste Liga-Rennen erst in drei Wochen? Und 2) - warum gibt es so etwas nicht in der Schweiz? Es wäre für viele Athleten eine nützliche Erfahrung. Und würde überdies unseren Sport noch einmal massiv aufwerten.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine gute restliche Woche und all denen, die am 9./10.07. in Zürich in irgend einer Form unterwegs sein werden eine gute Vorbereitung - wir sehen uns auf der Landiwiese!
Herzlichst,
Fabian
1 Kommentar:
superdankeschön für diesen text. du hast in jeder zeile recht!!!!!
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