Team Tempo-Sport - exersciences
71 Team Rider mit einem gemeinsamen Ziel: Speed and Emotions

Donnerstag, 9. Juni 2011

Wenn Strategie das Rennen entscheidet

Letztes Wochenende habe ich zum ersten Mal ein Rennen gewonnen aufgrund der ausgedachten und umgesetzten Strategie. Wie wir in den letzten Jahren erlebt haben, wird die Konkurrenz immer stärker wodurch die Strategie, zusätzlich zur Fitness (physisch und mental) und Material, für Podest Plätze und Qualifikationen immer matchentscheidender wird. In meinem folgeführenden Bericht versuche ich meine Wettkampfstrategie in Rapperswil dar zu legen, als eine kleine Fallstudie, die euch vielleicht inspirieren könnte, über eure Strategie nach zu denken.

Ausgangslage:

Ich trat den Half-Ironman Wettkampf in Rapperswil nur eine Woche nach dem Half-Challenge Wettkampf in Barcelona an. Aufgrund meiner Trainings während der Woche wusste ich, dass meine Beine für eine relative Hochleistung auf dem Rad wieder fit waren. Gleichzeitig war aber die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass ich mein Wettkampfs Tempo von 15 km/h auf der Laufstrecke nicht halten könnte.

Wettbewerbsanalyse:

Meine grösste Konkurrenz bestand aus Bruno Invernizzi und Richard Stoffel. Richard ist deutlich schwächer im Schwimmen dafür ähnlich stark auf dem Rad und stärker im Laufen als ich. Bruno ist etwa gleich stark im Schwimmen, minimal schwächer auf dem Rad (bei hügeligem Gelände), jedoch deutlich stärker im Laufen.

Rennstrategie:

Ich ging davon aus, dass ich gleichzeitig mit Bruno aus dem Wasser kommen würde mit einem Vorsprung von ca. 5 Minuten auf Richard. Aufgrund der vergangenen Leistungen der Kontrahenten, wusste ich auch, dass ich im T2 einen Minimalvorsprung von 5 Minuten auf Bruno und 3 Minuten auf Richard haben muss, um eine Chance zu haben, die beiden Herren zu schlagen. Folglich war mir klar, dass ich deutlich schneller fahren musste als Bruno, der im hügeligen Gelände einen komparativen Vorteil hat. Damit blieb mir nur eine Strategie offen: so hart und v.a. konstant Rad zu fahren, dass Bruno nicht mithalten kann, was bei mir ein Durchschnitt von ca. 300 Watt entsprach. Zusätzlich musste ich natürlich hoffen, dass meine Beine, trotz der Vormüdigkeit, mich auf der Laufstrecke nicht komplett im Stich lassen würden, was nur bei hoher Gleichmässigkeit auf dem Rad möglich wäre.

Realisierung:

Schwimmen: Ich kam zusammen mit Bruno als Erster aus dem Wasser. Richard folgte mit einer ca. 4 minütigen Verspätung. Nach der ersten Runde auf dem Rad, kurz nach dem Wendepunkt, sah ich, dass ich einen Abstand von ca. 3 Minuten auf Bruno und 5 Minuten auf Richard aufgebaut hatte. Im T2 hatte ich bereits einen Vorsprung von ca. 6 Minuten auf Bruno und 7 Minuten auf Richard (was ich mangels fehlender Zwischenzeiten nicht wusste). Auf der Laufstrecke erhielt ich ebenfalls keine Zwischenzeiten, hatte keinen visuellen Kontakt zu den Kontrahenten, daher konzentrierte ich mich nur auf meinen eigenen Lauf mit dem Ziel möglichst kraftsparend und konstant ein Tempo von knapp unter 15 km/h zu laufen. Zum Glück hat der Körper gut mitgemacht und ich konnte bis 100m vor dem Ziel ein gleichmässiges Tempo laufen.

Mit dem Ziel vor Augen dachte ich bereits das mir der Sieg gesichert war. Es kam aber anders. Durch eine fulminante Aufholjagd hatte Bruno es geschafft mich fast einzuholen, ohne dass ich es bemerkt hatte. So wurde ich komplett überrascht, als ich realisierte, dass jemand vor der letzten Zielkurve versuchte an mir vorbei zu sprinten. Da gab es nur eins: Sprinten was das Zeug hält. Ich schaffte es noch durch die Aussenkurve bei einer Gruppe von früher gestarteten Athleten vorbei zu kommen, währenddessen Bruno mit einem anderen Athleten kollidierte und zu Fall kam. Dies nahm ich aber nicht mehr visuell war, da ich mich nur auf eins konzentrierte: meine ausgedienten Sprinterbeine zu mobilisieren und die Ziellinie als Erster zu überqueren.

Schlusswort:

Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Olivier und dem Tempo-Sport Team für die exzellente Unterstützung bedanken. Ohne das hoch professionelle Material hätte ich trotz guter Strategie nicht gewonnen. Ein weiteres Dankeschön geht auch an Bruno und Richard für den sensationellen Wettkampf und ich freue mich bereits auf die nächste Begegnung beim Ironman Zürich. Ich bin gespannt mit welcher Strategie dann die zwei knüppelharten Jungs antreten werden. Es bleibt also weiterhin spannend!

1 Kommentar:

JanRoy hat gesagt…

Pablo... hier nochmals von meinerseite ein grosses Kompliment. Ich weiss wie hart Du als Geschäftsführer jeden Tag arbeiten und auch viel ins Ausland reisen musst. So eine Leistung neben all der Komplexität des Tagesgeschäfts zu realisieren ist einzigartig. Du bist eben "auch" ein knüppelharter Junge.. Liebe Grüsse JR