Mein "Heim-Gigathlon", welcher vor zwei Wochen in der Region Olten
stattfand, wird wohl als einer der härtesten Weekend-Gigathlons in die
Geschichte eingehen. Von vielen unterschätzt, gestalteten sich die
ohnehin schon anspruchsvollen Strecken aufgrund extremer
Wetterbedingungen zu riesigen Hürden auf dem Weg zur Ziellinie.
Vielleicht auch wegen meines Heimvorteils schaffte ich es als eine der
wenigen Frauen auf dem 11. Rang bis ins Ziel nach Olten. Insgesamt
fielen geschätzte 2/3 der Singles aus der Wertung, eine extrem hohe
Ausfallquote bei einem 2-Tagesevent.
Urban Saturday
Der Samstag versprach heiss zu werden, sehr heiss! Bei der drückenden Hitze war jede Abkühlung erwünscht und viele Zuschauer spritzten uns Sportler mit Gartenschläuchen ab und boten uns zusätzliches Wasser an, was enorm half. Auf die ersten 52km Inline startete ich etwas zu schnell. Die sich bildenden Gruppen fuhren leider sehr unregelmässig, was sehr viel Kraft kostete, wollte man nicht den Anschluss verlieren. Mein Rücken meldete sich schon nach der ersten Stunde, ich spürte das fehlende Training auf den acht Rollen und erreichte mit grossen Schmerzen die erste Wechselzone in Altreu. Die anschliessenden 9km in der Aare kamen mir endlos lang vor, vor allem, da ich mein Zeitgefühl völlig verlor und nie wusste, wie weit ich schon geschwommen war. Trotzdem war das Schwimmen sehr erholsam für mich. In Solothurn wechselte ich dann aufs MTB. Im langen Anstieg hinauf zum Bettlacherberg bekam ich, vermutlich infolge der Hitze, Magenprobleme und stellte daraufhin meine Ernährung komplett auf Wasser, Gels und Bananen um. Das half und nach einer kurzen Pause fühlte ich mich besser und konnte den Rest der Strecke geniessen. Die technischen Passagen meisterte ich so sicher und schnell wie noch nie! Die folgenden Velostrecke versprach mit Scheltenpass und Passwang sehr anspruchsvoll zu werden. Am Scheltenpass schoben die ersten Athleten, auch ich hatte zu kämpfen. Am Passwang hatte ich das Gefühl, in der nächsten Sekunde vom Velo zu fallen, aber schon in der Abfahrt Richtung Büsserach konnte ich mich wieder erholen. Die Durchfahrt meines Dorfes genoss ich extrem und freute mich wahnsinnig über all die bekannten Gesichter an der Strecke. Eure Unterstützung hat mir sehr geholfen! Mit dem gewonnen Enthusiasmus konnte ich den Rest der Strecke mit einem super Gefühl zurücklegen. Einzig die letzte Rampe in Ramlinsburg wäre nicht mehr nötig gewesen. Immerhin schaffte ich es im Velosattel hinauf. Die abschliessende Laufstrecke über 24km kostete mich meine letzten Kräfte: Die inzwischen beinahe unerträglichen Rückenschmerzen zwangen mich zuerst mehrheitlich zum Gehen. Erst nach einigen Kilometern hatte sich meine Muskulatur soweit gelockert, dass ich zumindest bergab und geradeaus laufen konnte, Anstiege meisterte ich grössenteils gehend. Die Unterstützung und Aufmunterung der Couple und Team-of-5-Athleten rettete mich über diesen letzten Abschnitt. Völlig erschöpft erreichte ich auf dem 12. Rang im Mittelfeld der Single Frauen das Camp in Olten.
Celebrating Sunday
Nach kaum zählbaren Stunden Schlaf brachte ich am Sonntagmorgen kaum einen Bissen herunter. Zu gross war die Angst vor dem zweiten Tag und meine mentale Erschöpfung. Bücken war aufgrund meines Rückens gar nicht mehr möglich. Der Velostart wurde von einem Gewitter begleitet, sodass wir den Hauenstein völlig durchnässt erreichten. Der Regen sowie die vergleichsweisen kalten Temperaturen sollten uns den ganzen Tag begleiten. Auf dem Velo merkte ich schnell, dass ich zu wenig Nahrung zu mir genommen hatte. Mittels zahlreicher Gels gelang es mir, aus diesem Tief herauszukommen. Der Oltinger Stich war mit seiner gut 20% Steigung eine grosse Qual und Genuss zugleich, da uns zahlreiche Zuschauer hinauftrieben. Kurz vor der Saalhöhe bekam ich aufgrund meiner allgemeinen Erschöpfung und Aufregung einen Asthmaanfall. Dank einer hilfsbereiten Zuschauerin konnte ich jedoch nach wenigen Minuten weiterfahren. Ab da an lief es immer besser, einige Abschnitte im flacheren Teil konnte ich im Windschatten eines Singleathleten fahren, der zwischenzeitlich immer wieder auf mich wartete. Dadurch konnte ich wieder etwas an Tempo zulegen. Die anschliessende Schwimmstrecke im Sempachersee kam mir wiederum endlos vor. Zudem fiel mir die Orientierung aufgrund der wenigen Bojen etwas schwer. Umso überraschter war ich, als meine Mutter mir in der Wechselzone mitteilte, dass ich eine schnelle Schwimmzeit hingelegt hatte. Die 40km auf den Inlineskates waren schmerzhaft. Ein riesen Dank gebührt dem Singleathleten, welcher mich 30km lang in seinem Windschatten fahren liess, ohne dass ich mich je an der Führungsarbeit beteiligt hätte. Ich war dazu schlicht nicht mehr in der Lage. Nachdem ich diesen gefürchteten Streckenabschnitt absolviert hatte, ging ich guten Mutes auf die Laufstrecke. Das 1000er-Stägeli mit seinen 1150 Treppenstufen war sehr hart, aber auch total cool! Danach zog sich die Laufstrecke noch über sehr lange 25km bis nach Oensingen. Inzwischen regnete es wieder in Strömen, aber ich war super gelaunt. Neun Etappen waren geschafft, die letzte sollte ich also auch noch hinbekommen! Da hatte ich mich aber etwas verschätzt. Die abschliessende Bikestrecke war aufgrund des andauernden Regens und der vorausfahrenden Athleten ein einziges Schlammloch. Das Vorankommen war langsam, teilweise war aufgrund der Bodenverhältnisse nur noch Schieben angesagt. Sehr nervenraubend, wenn man die Abschnitte bei trockenen Verhältnissen gut hätte meistern können. Aufgrund des Nebels wurde es sehr früh dunkel und kalt. Ich fror und meine Lampe war auch nicht stark genug, so dass ich grosse Mühe hatte, nicht von der richtigen Strecke abzukommen. Nachdem ich zahlreiche Male, teilweise sehr schmerzhaft, Bodenkontakt hatte, legte ich die schlimmsten Schlammlöcher und Trails nur noch rennend zurück. Ich war mit meinen Nerven am Ende. Der Staff an den Verpflegungsposten war unglaublich, stattete man uns doch mit warmen Klamotten und heisser Bouillon aus und säuberte unsere MTB wenigstens für wenige Minuten vom Schlamm. Das Ziel in Olten erreichte ich weit hinter meinem eigenen Zeitplan. Körperlich war ich nicht total erschöpft, da ich aufgrund der Verhältnisse nicht das Letzte auf der Bikestrecke geben konnte, mental jedoch völlig am Ende meiner Kräfte.
In etwa 33 Stunden habe ich die 460 Kilometer und 7500 Höhenmeter absolviert. Mein Fazit: Gegenüber meinem Start vor drei Jahren in St. Gallen habe ich mich in allen fünf Disziplinen verbessert. Insbesondere im Schwimmen und Biken bin ich sicherer geworden. Im Laufen und Velofahren konnte ich meine Durchschnittsgeschwindigkeit erhöhen. Zudem bin ich mental stärker geworden und hatte auch die Ernährung besser im Griff. Der Fahrplan für 2013 stimmt. Nichtsdestotrotz habe ich wiederum einige "wertvolle" Fehler begangen, welche im im nächsten Jahr vermeiden muss.
Nach nur drei Stunden Schlaf bin ich dann am Montagmorgen ziemlich erschöpft nach Zürich gefahren, um meine neue Stelle anzutreten. Deswegen erfolgt dieser Bericht auch mit zwei Wochen Verspätung.
An dieser Stelle möchte mich bei allen bedanken, welche mich auf dem Weg ins Ziel unterstützt und begleitet haben. Der grösste Dank geht an meine beiden Supporter Karin und Matthias, sowie an meine ganze Familie. Danke an meinen Coach Bennie Lindberg. Danke an meine Sponsoren und das Team Tempo-Sport - exersciences für ihre wertvolle Unterstützung. Danke an alle Freunde und Bekannte fürs Anfeuern, Mitfiebern und Daumendrücken. Ihr seid die Grössten!
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