Team Tempo-Sport - exersciences
71 Team Rider mit einem gemeinsamen Ziel: Speed and Emotions

Mittwoch, 4. Juli 2012

Transalp: Some Insights

Das Transalp: Ein Mythos unter den Jedermann-Radrennen. Ein Challenge aufgrund seiner konditionellen Ansprüche. Ein Erlebnis wegen der über 1200 Teilnehmer. Und wir mitten drin. Damit ging ein alter Traum von Marianne und mir in Erfüllung. Nein, keine Angst: Hier folgt kein weiterer Rennbericht. Ich möchte viel mehr ein kleines Stück des Transalp-Spirit rüberbringen. Des Feelings, Teil einer solchen Veranstaltung zu sein.
Zuerst aber noch einige technische Angaben für den interessierten Laien: Ich fuhr die 7 Etappen mit Durchschnittsleistungen zwischen 270 und 305 Watt, in aufsteigender Tendenz. Bei 75 kg Körpergewicht. Wir versuchten, die erste Etappe als Einrolletappe zu nehmen, verloren dort auch entsprechend Zeit auf die Führenden. Aber das hat sich ausgezahlt, wir konnten uns von Tag zu Tag steigern. Und fuhren immer konstant nach Watt. Was zur Folge hatte, dass wir zu Beginn des ersten Passes massiv überholt und abgehängt wurden, dann aber das Feld von hinten aufrollten und spätestens am zweiten Pass des Tages fast alle wieder überholten. So viel zur Renneinteilung mit über 20 Jahren Wettkampferfahrung. Und noch etwas: Auch wenn sich Marianne auf der ersten Etappe noch standhaft weigerte: Ab der zweiten Etappe halfen wir uns gegenseitig mit Schieben/Ziehen. Nicht, weil Marianne alleine kein Tempo hinkriegt sondern weil man sonst in der erweiterten Spitze nicht mithält. Und der Ehrgeiz ist dann doch etwas grösser als der (falsch verstandene) Stolz. Ich habs genossen, wie man sieht (und Marianne auch)!
Gegenseitige Unterstützung erwünscht

Ja, eben: Der Transalp-Spirit! Das Transalp ist ein hoch kompetitiver Wettkampf, zumindest bei den vordersten 200 Teams. Das Niveau ist hoch, sehr hoch. Bei uns (Kategorie Mixed) fuhr z.B. eine aktuelle Olympiateilnehmerin von London mit. Und trotzdem: Nach der anfänglichen Hektik legte sich eine Art freundschaftlich-anerkennendes Respektklima über das Feld. Bereits nach dem zweiten Tag ist die "Hackordnung" klar. Man sieht trotz 1200 Teilnehmern jeden Tag nur dieselben 20-30 Leute um sich herum, lernt sich quasi näher kennen ohne gross Worte zu wechseln. Weiss mit der Zeit um die Stärken und Schwächen der anderen, beginnt sich auch zu helfen, falls nötig. Kurz: Eine vorübergehende Patchwork-Familie entsteht. Nach der Etappe trifft man sich im Finisher-Bereich, isst und trinkt etwas, tauscht Erfahrungen aus und verabschiedet sich bis am nächsten Tag freundschaftlich. Einmal im Hotel, werden Ranglisten studiert, Taktiken für den nächsten Tag festgelegt, vor allem aber relaxed, gegessen, getrunken und Material vorbereitet.

Nach der Zielankunft: Recovery, recovery, recovery...

Am Morgen dann Frühstück und ca. 40-30' vor dem Start in die Startaufstellung einstehen. Da wir die letzten Tage im A-Block starten konnten, war das ab dann deutlich angenehmer. Vorher mussten wir ähnlich wie beim Engadiner um eine gute Ausgangsposition im Startblock kämpfen, jetzt konnten wir entspannt hinten einstehen, die anderen ca. 60 Teams im A-Block waren eh fast alle schneller. Das liess viel Zeit vor dem Start, um nochmals mit den Konkurrenten einen letzten Schwatz zu halten. Praktisch täglich verbrachten wir vor dem Start die Zeit mit Christoph Stähli und Alfi Caprez, die fast gleich schnell wie wir unterwegs waren und quasi unsere Leidensgenossen wurden. Letzte Tipps, letzte Nervosität, letztes Angst-Bisi, bevor um 8.50 das Briefing des Rennleiters startete. Um Punkt 9 Uhr, auf die Sekunde genau, ertönte jeweils zum Sound der Toten Hosen der Startschuss. Meistens ging es zuerst einige Kilometer neutralisiert durch das Dorf, bevor dann schon der erste Pass wartete. War das Rennen einmal freigegeben, gab es für viele Teams kein Halten mehr. Als gäbe es kein morgen wurde volle Kanne in die Steigung hineingefahren. Ein Blick auf mein SRM liess da jeweils nur eine Interpretation zu: Diese Leute sehen wir schon bald wieder. Allerdings mit dem besseren Ende für uns...

Jeden Morgen: Kampf um die besten Positionen in der Startaufstellung
Wie schon an anderen mehrtägigen Wettkämpfen hat sich auch hier gezeigt: Zu Beginn hast du das Gefühl, das nimmt nie ein Ende. In der Mitte der Woche dann eine Art "Courant Normal" mit schweren aber immer noch drehenden Beinen, das Ende der Rundfahrt kommt dann aber sehr schnell und bevor man auch nur daran denken kann, ist alles vorbei. Wir haben jeden Meter genossen, jede Sekunde des Rennens aufgesaugt.
Fazit: Absolut perfekt organisierter Grossanlass für ambitionierte Breitensportler und Velofreaks, toller Spirit, super Stimmung (auch auf Regenetappen) und sensationelle Pässe in ebenso sensationellen Landschaften. Wir sind gespannt, ob unser nächstes geplante 7-Tage-Rennen im August (Haute Route/www.hauteroute.org) uns auch so faszinieren wird.

Für das Mixed Team Tempo-Sport -  exersciences: Marcel Kamm

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Ein schönes Fazit und genau so wie wir unsere erste Transalp erlebten. Ich kann alles geschriebene von Euch nur unterstreichen.

Ralph vom ISB-Team-Cologne